Leben - Wann ?

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Geschrieben von Winni
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Leben – Wann ?

Wann leben wir eigentlich wirklich ?

Immer ? – Nur, wenn wir wach sind ? – Nur in besonderen Momenten ?

Wir leben, solange wir nicht tot sind – natürlich. Das ist die einfachste Abgrenzung.
Wir leben von der befruchteten Eizelle bis zum Eintritt des Gehirntodes – so oder ähnlich lautet wohl die allgemeine Definition von menschlichem Leben. Das umfasst das am-Leben-sein, aber weder Dein Bewusstsein davon noch die Intensität.

Wann aber wissen wir in jedem Moment, daß wir leben ? Wann sind wir uns total des Lebens in uns und um uns bewusst ? Wann funktionieren wir nicht nur ? Wann produzieren wir uns nicht nur automatisch in einer von uns übernommenen Rolle ? Was ist „wirklich leben" ?

Jeder hat in seiner Erinnerung Situationen gespeichert, die besonders schön, besonders aufregend, besonders traurig, besonders lustig – eben besonders waren. In diesen Situationen hast Du besonders viel/tief empfunden, warst ganz da, mit allen Sinnen dabei.
Meine Tochter schrieb mir einmal: Leben besteht nicht aus den Momenten, in denen Du atmest, sondern aus denen, in denen es Dir den Atem verschlägt. Und das kann – je nach Veranlagung des Einzelnen – vieles sein: Dein erster Fallschirmsprung, der Duft Deiner Lieblingsspeise, der Anblick eines wunderbaren Naturereignisses, eines wunderbaren Menschens, das Hören herrlicher Musik, die plötzliche klare Erkenntnis eines Problems, aber auch der Verlust einer Liebe durch Trennung oder Tod – eben jedes Erlebnis, das Dich im Moment voll mit allen Sinnen beansprucht.
An solche Situationen kannst Du Dich auch nach Jahren noch bis ins kleinste Detail erinnern.
Warum ? Weil Du sie mit allen Sinnen voll bewusst ERLEBT hast – da hast Du wirklich gelebt !

Du kannst aber auch in wesentlich unspektakuläreren Ereignissen voll bewusst leben:

Wenn Du die Gabe hast, die kleinen Wunder zu sehen, wie den eine eigene Welt bildenden Wassertropfen auf dem Grashalm, wie das kurze Lächeln eines Unbekannten beim Vorübergehen, wie Dein Dir selbst bewusst sein in einem Moment ohne Zwänge, ohne Wünsche, nur zu sein - diese kleinen, immer vorhandenen aber oft nicht gesehenen Wunder sind ständig da, sind gegenwärtig, brauchst Du nur zu beachten !
Sogar das bewusste Nichtstun kann Dich richtig voll lebendig fühlen lassen – denkst Du auch gerade an Loriot´s wunderbaren Sketch, wo ER auf dem Stuhl im Zimmer sitzt und SIE im Hintergrund eifrig herumhantierend ruft: „Was machst Du ?" ER:" Nichts." SIE:" Gar nichts?" ...usw. und sich das Gespräch dann langsam aufschaukelt. ER WILL GAR NICHTS TUN und ist vollkommen zufrieden damit, was SIE überhaupt nicht versteht.
Du kannst also sogar im Nichtstun – so Du nicht gestört wirst – ganz leben. Und wenn Du das tust, hälst Du Dich auf im „Hier und Jetzt" , bist ganz da mit Körper und Geist, lebst wirklich !

Es gibt also viele Möglichkeiten, ganz und bewusst zu leben zwischen Nichtstun und dem gewaltigen einmaligen Erlebnis. Und wie so oft liegt es allein an mir selbst und meiner Betrachtungsweise einer Situation, ob ich sie voll und bewusst erlebe ( erleben will ) oder sie unbemerkt an mir vorüber geht
( ich sie gehen lasse ) !

An anderer Stelle brachte ich schon einmal dieses Beispiel:
Wenn ich beim allmorgendlichen Griff nach dem Kaffee mit dem Glas am Schrank anstosse, war ich mit meinen Gedanken nicht „im Hier und Jetzt" , sonst wäre das nicht passiert.
Sind Dein Handeln und Dein Denken eine Einheit, zusammen im Jetzt, dann (er)lebst Du !
Dabei ist es egal, wie wichtig oder unwichtig das momentane Geschehen für die Wertung durch Andere sein mag – für Dein Erleben ist DEINE Wertung wichtig, NUR DEINE !

Also:

So lange wir nicht tot sind, leben wir.
Im Schlaf leben wir, aber unbewusst.
Wann immer Du aber was immer bewusst erlebst mit Körper und Geist – dann lebst Du wirklich !